Be­schluss vom 28.11.2017 -
BVer­wG 2 B 53.17ECLI:DE:BVer­wG:2017:281117B2B53.17.0

Kei­ne Prü­fung kon­kre­ter Auf­ga­ben­wahr­neh­mung bei be­reichs­be­zo­ge­ner Po­li­zei­zu­la­gen­ge­wäh­rung

Leit­satz:

Die Be­rech­ti­gung für die Ge­wäh­rung ei­ner sog. Po­li­zei­zu­la­ge kann an die Tä­tig­keit in ei­nem be­stimm­ten (Zoll-)Ver­wal­tungs­be­reich ge­knüpft wer­den, der bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung von der Wahr­neh­mung voll­zugs­po­li­zei­li­cher Auf­ga­ben ge­prägt ist. Ob der Be­am­te tat­säch­lich voll­zugs­po­li­zei­li­che Auf­ga­ben wahr­nimmt oder hier­zu ge­sund­heit­lich in der La­ge ist, ist dann nicht ma­ß­geb­lich.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Be­schluss

BVer­wG 2 B 53.17

  • VG Mag­de­burg - 19.11.2015 - AZ: VG 5 A 74/15 MD
  • OVG Mag­de­burg - 28.06.2017 - AZ: OVG 1 L 1/16

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 2. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts am 28. No­vem­ber 2017 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dom­gör­gen und die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Kennt­ner und Dr. Gün­ther be­schlos­sen:

  1. Die Be­schwer­de der Be­klag­ten ge­gen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on in dem Be­schluss des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts des Lan­des Sach­sen-An­halt vom 28. Ju­ni 2017 wird zu­rück­ge­wie­sen.
  2. Die Be­klag­te trägt die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens.
  3. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des für das Be­schwer­de­ver­fah­ren wird auf 4 815 € fest­ge­setzt.

Grün­de

1 1. Der Rechts­streit be­trifft die Vor­aus­set­zun­gen für die Ge­wäh­rung der sog. Po­li­zei­zu­la­ge für Be­am­te der Zoll­ver­wal­tung.

2 Der Klä­ger steht als Zoll­amt­mann (Be­sol­dungs­grup­pe A 11) im Zoll­ver­wal­tungs­dienst der Be­klag­ten, er wird beim Haupt­zoll­amt ... im Sach­ge­biet E (Prü­fun­gen und Er­mitt­lun­gen Fi­nanz­kon­trol­le Schwarz­ar­beit) ver­wen­det. Auf­grund ei­ner amts­ärzt­li­chen Un­ter­su­chung un­ter­sag­te ihm der Dienst­herr im Mai 2014 das Füh­ren ei­ner Schuss­waf­fe aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den. Der Klä­ger wird seit­dem un­ter Bei­be­hal­tung sei­nes Dienst­pos­tens im In­nen­dienst ein­ge­setzt. Er ist mit der Ver­neh­mung von Zeu­gen und Be­schul­dig­ten, der Lei­tung von Durch­su­chungs­maß­nah­men im In­nen­dienst so­wie der Be­ar­bei­tung von Er­mitt­lungs­ver­fah­ren be­traut.

3 Da der Klä­ger voll­zugs­po­li­zei­li­che Auf­ga­ben aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den nicht mehr wahr­neh­men kön­ne, hat die Be­klag­te die Zah­lung der Po­li­zei­zu­la­ge ab Ju­ni 2014 ein­ge­stellt. Auf die hier­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge hat das Ver­wal­tungs­ge­richt die Be­klag­te zur Zah­lung der Zu­la­ge über den 31. Mai 2014 hin­aus ver­ur­teilt. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist er­folg­los ge­blie­ben. Zur Be­grün­dung hat das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt dar­auf ver­wie­sen, dass die Zu­la­gen­be­rech­ti­gung aus­schlie­ß­lich ei­ne Tä­tig­keit in ei­nem be­stimm­ten Be­reich der Zoll­ver­wal­tung vor­aus­set­ze. Ob der Be­am­te auf sei­nem Dienst­pos­ten kon­kret voll­zugs­po­li­zei­li­che Auf­ga­ben wahr­neh­me oder hier­zu aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den in der La­ge sei, kom­me es da­her nicht an.

4 2. Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­schwer­de der Be­klag­ten ist nicht be­grün­det. Sie zeigt den al­lein in An­spruch ge­nom­me­nen Zu­las­sungs­grund ei­ner grund­sätz­li­chen Be­deu­tung nicht auf (§ 132 Abs. 2 Nr. 1, § 133 Abs. 3 Satz 3 Vw­GO).

5 a) Ei­ne Rechts­sa­che hat grund­sätz­li­che Be­deu­tung im Sin­ne von § 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO, wenn sie ei­ne - mit der Be­schwer­de da­zu­le­gen­de (§ 133 Abs. 3 Satz 3 Vw­GO) - Fra­ge des re­vi­si­blen Rechts von all­ge­mei­ner, über den Ein­zel­fall hin­aus­rei­chen­der Be­deu­tung auf­wirft, die im kon­kre­ten Fall ent­schei­dungs­er­heb­lich ist. Ein der­ar­ti­ger Klä­rungs­be­darf be­steht nicht, wenn die Rechts­fra­ge be­reits ge­klärt ist oder auf der Grund­la­ge der be­stehen­den Recht­spre­chung mit Hil­fe der an­er­kann­ten Aus­le­gungs­re­ge­lun­gen auch oh­ne Durch­füh­rung ei­nes Re­vi­si­ons­ver­fah­rens ein­deu­tig be­ant­wor­tet wer­den kann (stRspr, vgl. et­wa BVer­wG, Be­schluss vom 9. April 2014 - 2 B 107.13 - Buch­holz 310 § 132 Abs. 2 Ziff. 2 Vw­GO Nr. 20 Rn. 9).

6 b) Die­se Vor­aus­set­zun­gen er­füllt die von der Be­schwer­de be­zeich­ne­te Fra­ge nicht, ob die Ge­wäh­rung der sog. Po­li­zei­zu­la­ge für Be­am­te der Zoll­ver­wal­tung über die Ver­wen­dung in ei­nem als zu­la­ge­be­rech­ti­gend an­er­kann­ten Be­reich hin­aus von wei­te­ren per­sön­li­chen Vor­aus­set­zun­gen - der Fä­hig­keit, voll­zugs­po­li­zei­lich ge­präg­te Tä­tig­kei­ten wahr­neh­men zu kön­nen - ab­hängt.

7 aa) Die Ge­wäh­rung ei­ner Stel­len­zu­la­ge setzt nach § 42 Abs. 1 Satz 1 BBesG die Wahr­neh­mung ei­ner her­aus­ge­ho­be­nen Funk­ti­on vor­aus. Mit der Zu­la­ge sol­len zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen ei­nes Dienst­pos­tens ab­ge­gol­ten wer­den, die nicht be­reits von der all­ge­mei­nen Äm­ter­be­wer­tung er­fasst sind (BVer­wG, Ur­teil vom 27. No­vem­ber 2003 - 2 C 55.02 - Buch­holz 240.1 BBe­sO Nr. 28 S. 18 f.). Da­bei kann der Ge­setz­ge­ber ty­pi­sie­ren und für Be­am­ten- oder Sol­da­ten­grup­pen in ei­nem be­stimm­ten Ver­wal­tungs­zweig oder ei­ner be­stimm­ten or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ein­rich­tung in ge­ne­ra­li­sie­ren­der Wei­se ei­ne ent­spre­chen­de Zu­la­gen­be­rech­ti­gung vor­se­hen. Wird im Zu­lagen­tat­be­stand da­ge­gen auf die kon­kre­te Auf­ga­ben­be­trau­ung und Ver­wen­dung ab­ge­stellt, ist der Auf­ga­ben­kreis des je­wei­li­gen Dienst­pos­tens ma­ß­geb­lich (BVer­wG, Ur­teil vom 25. April 2013 - 2 C 39.11 - Buch­holz 240.1 BBe­sO Nr. 38 Rn. 12). Ma­ß­geb­lich für die "Be­trau­ung" ist da­bei der Auf­ga­ben­kreis, der dem Be­am­ten durch Ge­setz, all­ge­mei­ne Ge­schäfts­ver­tei­lung oder Ein­zel­wei­sung über­tra­gen ist (BVer­wG, Be­schluss vom 25. Au­gust 2017 - 2 B 40.17 - ju­ris Rn. 4).

8 Wel­che Funk­tio­nen im Sin­ne des § 42 Abs. 1 Satz 1 BBesG her­aus­ge­ho­ben sind, hat der Ge­setz­ge­ber in den ein­zel­nen Zu­la­gen­vor­schrif­ten nor­ma­tiv ent­schie­den (BVer­wG, Be­schluss vom 20. Au­gust 2012 - 2 B 42.12 - ju­ris Rn. 10 m.w.N.). Die Zu­la­ge für Be­am­te und Sol­da­ten mit voll­zugs­po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben nach Zif­fer II Nr. 9 der Vor­be­mer­kun­gen zu den Bun­des­be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B (An­la­ge I zu § 20 Abs. 2 Satz 1 BBesG) ist durch Art. 1 Nr. 22 Buchst. f des Ge­set­zes zur Un­ter­stüt­zung der Fach­kräf­te­ge­win­nung im Bund und zur Än­de­rung wei­te­rer dienst­recht­li­cher Vor­schrif­ten vom 15. März 2012 (BGBl. I S. 462) neu ge­re­gelt wor­den.

9 Wäh­rend die Ge­wäh­rung der Po­li­zei­zu­la­ge nach der zu­vor gül­ti­gen Fas­sung vom 14. De­zem­ber 2001 (BGBl. I S. 3702 <3705>) für die Be­am­ten der Zoll­ver­wal­tung da­von ab­hing, dass sie tat­säch­lich mit voll­zugs­po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben be­traut wor­den sind (BVer­wG, Ur­teil vom 25. April 2013 - 2 C 39.11 - Buch­holz 240.1 BBe­sO Nr. 38 Rn. 12), stellt die Neu­fas­sung in ei­ner zu­sätz­li­chen Al­ter­na­ti­ve auf die Ver­wen­dung in ei­nem Be­reich ab, in dem ge­mäß Be­stim­mung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen ty­pi­scher­wei­se voll­zugs­po­li­zei­lich ge­präg­te Tä­tig­kei­ten wahr­ge­nom­men wer­den. An die­ser Sys­te­ma­tik ha­ben auch die nach­fol­gen­den Än­de­run­gen des Zu­lagen­tat­be­stan­des fest­ge­hal­ten (vgl. Art. 1 Nr. 43 des Ge­set­zes zur Neu­re­ge­lung der Pro­fes­so­ren­be­sol­dung und zur Än­de­rung wei­te­rer dienst­recht­li­cher Vor­schrif­ten vom 11. Ju­ni 2013, BGBl. I S. 1514, Art. 1 Nr. 22 Buchst. f des Sieb­ten Be­sol­dungs­än­de­rungs­ge­set­zes vom 3. De­zem­ber 2015, BGBl. I S. 2163).

10 Von der da­mit er­öff­ne­ten Mög­lich­keit hat das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen durch die am 12. Sep­tem­ber 2013 er­las­se­ne Ver­wal­tungs­vor­schrift zur Ge­wäh­rung der Stel­len­zu­la­ge nach Nr. 9 der Vor­be­mer­kun­gen zu den Be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B (An­la­ge I des Bun­des­be­sol­dungs­ge­set­zes) für die Zoll­ver­wal­tung im Ge­schäfts­be­reich des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen (VV-BMF-Pol­Zul) Ge­brauch ge­macht. Der Tä­tig­keits­be­reich des Klä­gers ge­hört nach Auf­fas­sung al­ler Be­tei­lig­ter zu ei­nem dar­in als zu­la­ge­be­rech­ti­gend be­stimm­ten Be­reich.

11 Wie zu­vor be­reits bei den Po­li­zei­voll­zugs­be­am­ten des Bun­des und der Län­der, den Be­am­ten des Fahn­dungs­diens­tes und den Sol­da­ten der Feld­jä­ger­trup­pe ist seit­dem auch für die Be­am­ten der Zoll­ver­wal­tung, die in der Grenz­ab­fer­ti­gung oder in ei­nem vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen be­stimm­ten Be­reich ver­wen­det wer­den, un­er­heb­lich, ob der Be­am­te tat­säch­lich mit voll­zugs­po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben be­traut ist. An­knüp­fungs­punkt für die Ge­wäh­rung der Po­li­zei­zu­la­ge ist hier ein ge­ne­rell-ty­pi­sie­ren­der Funk­ti­ons­be­zug, der sich be­reits aus der Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­nem be­stimm­ten Ver­wal­tungs­be­reich er­gibt. Er­for­der­lich, aber auch aus­rei­chend ist, dass der Be­am­te ei­nen dort ein­ge­rich­te­ten Dienst­pos­ten wahr­nimmt (BVer­wG, Ur­teil vom 25. April 2013 - 2 C 39.11 - Buch­holz 240.1 BBe­sO Nr. 38 Rn. 10).

12 Da­mit ist auch un­er­heb­lich, ob der Be­am­te aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den zur Wahr­neh­mung voll­zugs­po­li­zei­li­cher Auf­ga­ben in der La­ge ist. So­lan­ge der Dienst­herr et­wai­ge Ein­schrän­kun­gen nicht zum An­lass nimmt, den Be­am­ten in ei­nen an­de­ren Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich um­zu­set­zen, er­füllt die­ser wei­ter­hin die Vor­aus­set­zun­gen für die Ge­wäh­rung der Zu­la­ge aus Zif­fer II Nr. 9 der Vor­be­mer­kun­gen zu den Bun­des­be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B.

13 Aus § 42 Abs. 3 Satz 1 BBesG folgt nichts an­de­res. Ma­ß­geb­li­cher Be­zugs­punkt für die Dau­er der Wahr­neh­mung der her­aus­ge­ho­be­nen Funk­ti­on ist im Fal­le der be­reichs­be­zo­ge­nen Zu­la­gen­ge­wäh­rung die Zu­wei­sung ei­nes Dienst­pos­tens in dem ent­spre­chend be­stimm­ten Be­reich.

14 bb) Die ent­ge­gen­ste­hen­de Auf­fas­sung der Be­schwer­de ver­kennt den Ge­halt der Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs der Bun­des­re­gie­rung, auf den sie Be­zug nimmt.

15 Zwar trifft zu, dass mit der Neu­re­ge­lung das im Be­reich der Zoll­ver­wal­tung wei­ter­gel­ten­de Funk­tio­nal­prin­zip nicht er­setzt, son­dern durch ei­ne be­reichs­be­zo­ge­ne Be­stim­mung er­gänzt wer­den soll­te (BT-Drs. 17/7142 S. 29). Hier­aus fol­gen in­des nicht die von der Be­schwer­de ge­zo­ge­nen Kon­se­quen­zen.

16 Für die Be­am­ten der Zoll­ver­wal­tung, die we­der in der Grenz­ab­fer­ti­gung noch in ei­nem durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen be­stimm­ten Be­reich ver­wen­det wer­den, hängt die Zu­la­gen­ge­wäh­rung nach dem ein­deu­ti­gen Wort­laut des Zu­lagen­tat­be­stands auch wei­ter­hin da­von ab, dass sie tat­säch­lich mit voll­zugs­po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben be­traut sind. In­so­weit gilt das Funk­tio­nal­prin­zip für die Be­am­ten der Zoll­ver­wal­tung da­her fort.

17 Die­se Sys­te­ma­tik ist mit der Neu­fas­sung des Zu­lagen­tat­be­stands durch das Ge­setz zur Un­ter­stüt­zung der Fach­kräf­te­ge­win­nung im Bund aber durch ei­ne be­reichs­be­zo­ge­ne Be­stim­mung der Zu­la­gen­be­rech­ti­gung er­gänzt wor­den. Der Ge­setz­ge­ber woll­te in den Be­rei­chen der Zoll­ver­wal­tung, die ty­pi­scher­wei­se voll­zugs­po­li­zei­lich ge­prägt sind, auf ei­ne tä­tig­keits­be­zo­ge­ne Ein­zel­fall­prü­fung der je­wei­li­gen Dienst­pos­ten ver­zich­ten (BT-Drs. 17/7142 S. 28). Wie für den Be­reich der Grenz­ab­fer­ti­gung, den be­reits der Ge­setz­ge­ber als ge­ne­rell zu­la­gen­fä­hig be­wer­tet hat, ist auch in den vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen zu be­stim­men­den Be­rei­chen da­mit von ei­ner für die Zu­la­gen­ge­wäh­rung aus­rei­chen­den voll­zugs­po­li­zei­li­chen Prä­gung aus­zu­ge­hen.

18 In den Fäl­len, in de­nen die Zu­la­gen­be­rech­ti­gung be­reits be­reichs­spe­zi­fisch durch die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­heit ge­re­gelt wird, ist für ei­ne in­di­vi­du­ell-kon­kre­te Prü­fung des Funk­ti­ons­be­zugs da­her kein Raum. Die­se ist viel­mehr durch die ge­ne­rell-ty­pi­sie­ren­de Be­trach­tung des Funk­ti­ons­be­zugs nach Ver­wal­tungs­be­rei­chen er­setzt.

19 War­um in­so­weit - wie von der Be­schwer­de vor­ge­tra­gen - für den Be­reich der Grenz­ab­fer­ti­gung an­de­res gel­ten soll­te, als für den im Zu­lagen­tat­be­stand gleich­ran­gig be­nann­ten Fall der Be­reichs­be­stim­mung durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen, ist nicht er­sicht­lich. We­der der Wort­laut noch die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en bie­ten für ei­ne der­ar­ti­ge Aus­le­gung An­halts­punk­te.

20 Auch aus et­wai­gen - mit der Be­schwer­de nur pau­schal be­haup­te­ten - spe­zi­fi­schen per­so­nal­wirt­schaft­li­chen Be­son­der­hei­ten im Be­reich der Grenz­ab­fer­ti­gung könn­te ein an­de­res Er­geb­nis nicht her­ge­lei­tet wer­den. Der Ge­setz­ge­ber hat das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen er­mäch­tigt, dar­über zu be­fin­den, ob auch in an­de­ren Be­rei­chen der Zoll­ver­wal­tung von ei­ner ty­pisch voll­zugs­po­li­zei­li­chen Prä­gung aus­ge­gan­gen wer­den kann und soll. Macht das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen von die­ser Be­stim­mungs­mög­lich­keit Ge­brauch, gel­ten die vom Ge­setz­ge­ber vor­ge­se­hen Fol­gen auch hier. Es liegt je­doch nicht im Ge­stal­tungs­er­mes­sen des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen, ab­wei­chend von den im Zu­lagen­tat­be­stand aus­ge­spro­che­nen Er­mäch­ti­gun­gen ei­ne wei­te­re Misch­ka­te­go­rie der Zu­la­gen­ge­wäh­rung im Be­reich der Zoll­ver­wal­tung zu kon­stru­ie­ren. Der­ar­ti­ges fin­det in der ge­setz­li­chen Re­ge­lung kei­ne Grund­la­ge.

21 So­weit sich aus Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten - et­wa aus den VV-BMF-Pol­Zul - Ab­wei­chen­des er­ge­ben soll­te, sind die­se da­her un­wirk­sam (vgl. hier­zu OVG Schles­wig, Ur­teil vom 22. Ju­ni 2017 - 2 LB 7/17 - ).

22 cc) Der Zu­lagen­tat­be­stand aus Zif­fer II Nr. 9 der Vor­be­mer­kun­gen zu den Bun­des­be­sol­dungs­ord­nun­gen A und B be­geg­net schlie­ß­lich kei­nen recht­li­chen Be­den­ken.

23 Der Ge­setz­ge­ber be­sitzt im Be­reich der Be­am­ten­be­sol­dung grund­sätz­lich ei­nen wei­ten Spiel­raum po­li­ti­schen Er­mes­sens, in­ner­halb des­sen er das Be­sol­dungs­recht den tat­säch­li­chen Not­wen­dig­kei­ten und der fort­schrei­ten­den Ent­wick­lung an­pas­sen und ver­schie­den­ar­ti­ge Ge­sichts­punk­te be­rück­sich­ti­gen kann. Dies gilt auch und ge­ra­de für die Fra­ge, ob und für wel­che Tat­be­stän­de ein das Grund­ge­halt er­gän­zen­der Zu­schlag ge­währt wer­den soll (BVerfG, Ur­teil vom 6. März 2007 - 2 BvR 556/04 - BVerf­GE 117, 330 <350>).

24 Dem Ge­setz­ge­ber kommt bei der Aus­ge­stal­tung von Zu­lagen­tat­be­stän­den auch die Be­fug­nis zur Ty­pi­sie­rung und Ge­ne­ra­li­sie­rung zu. Es ist nicht zu be­an­stan­den, dass die Ge­wäh­rung ei­ner Stel­len­zu­la­ge nicht in je­dem Ein­zel­fall an ei­ne Prü­fung der kon­kre­ten Ver­hält­nis­se und Vor­aus­set­zun­gen ge­bun­den ist. Die Zu­la­gen­be­rech­ti­gung kann viel­mehr auch an die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten Grup­pe ge­knüpft wer­den, de­ren Tä­tig­keit bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung von der hö­her­wer­ti­gen Funk­ti­on ge­prägt wird. So­fern der Tä­tig­keits­be­reich bei ei­ner ge­ne­ra­li­sie­ren­den Be­trach­tung über­wie­gend auf die Wahr­neh­mung voll­zugs­po­li­zei­li­cher Auf­ga­ben aus­ge­rich­tet ist, kann der Ge­setz­ge­ber da­her auch die Zu­la­ge für Be­am­te und Sol­da­ten mit voll­zugs­po­li­zei­li­chen Auf­ga­ben er­öff­nen. Die Dif­fe­ren­zie­rung nach ei­nem im Schwer­punkt voll­zugs­po­li­zei­lich ge­präg­ten Auf­ga­ben­be­reich stellt ei­nen hin­rei­chen­den sach­li­chen Grund dar (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 19. De­zem­ber 2008 - 2 BvR 380/08 - NVwZ 2009, 447, 448 f.).

25 Eben­so wie ein der­art be­reichs­be­zo­ge­nes Zu­ord­nungs­mo­dell zu ei­ner Ver­sa­gung der Zu­la­gen­ge­wäh­rung im Ein­zel­fall trotz Wahr­neh­mung ent­spre­chen­der Funk­tio­nen füh­ren kann (BVer­wG, Ur­teil vom 24. Ja­nu­ar 1985 - 2 C 9.84 - Buch­holz 235 § 42 BBesG Nr. 8 S. 24), hat es zur Fol­ge, dass ein im ent­spre­chen­den Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich tä­ti­ger Be­am­ter die Zu­la­ge auch dann er­hält, wenn sein kon­kre­ter Auf­ga­ben- und Tä­tig­keits­be­reich nicht voll­zugs­po­li­zei­lich ge­prägt ist.

26 3. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 2 Vw­GO.

27 Die Fest­set­zung des Streit­werts für das Be­schwer­de­ver­fah­ren be­ruht auf § 47 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3, § 52 Abs. 1 i.V.m. § 42 Abs. 1 Satz 1 und § 52 Abs. 3 Satz 2 GKG.